Bericht im Stadtmagazin Ausgabe 103/ 30.06.2015

Radeln an der Emscher


Klares Wasser, grüne Auen, wogendes Schilf. In der Ferne ruft ein Reiher, am Himmel kreisen Vogelschwärme. Nein, wir befinden uns nicht etwa in Bullerbü, sondern mitten im Revier, am Ufer der Emscher, der ehemaligen ›Kloake‹ des Ruhrgebiets, deren Renaturierung in vollem Gange ist. Interessierte können das frische Gesicht des Flusses nun vom Fahrradsattel aus erleben: Im Sommer laden die Vereine ›Mein Ickern‹ und ›Menschen an der Emscher‹ zu einer Erkundungstour auf neuen Pfaden. »Hier an der Emscher bewegt sich was, das mitzuverfolgen ist unglaublich spannend«, schwärmt Klaus-Dieter Tesch, Vorsitzender von ›Menschen an der Emscher‹.

Geschichte einer ›Verwandlungskünstlerin‹
Ende des 19. Jahrhunderts wurde aus dem wilden Fluss, der sich zwischen Holzwickede und Dinslaken durch eine dünn besiedelte Agrarlandschaft schlängelte, ein begradigter, offener Abwasserlauf – aufgrund des Bergbaus waren unterirdische Pipelines im Ballungsraum Ruhrgebiet lange nicht möglich. Die im Zuge des Emscherumbaus installierten Abwasserkanäle (insgesamt werden 400 Kilometer neu verlegt) leiten das Schmutzwasser aus Haushalten und Industrie künftig unter der Erde zu den Kläranlagen, während die ›neue‹ Emscher aus natürlichen, sauberen Zuflüssen und Regenwasser gespeist wird. Bis 2020 soll das Generationenprojekt abgeschlossen sein.

100 verschiedene Vogelarten und historische Funde
Im Norden von Castrop-Rauxel sieht der Fluss bereits wieder aus wie ein Fluss. Viele Pflanzen und Tiere haben sich ihr Revier zurückerobert. »Am renaturierten Regenrückhaltebecken im Bereich Ickern / Mengede haben Ornitologen 100 verschiedene Vogel- und Gänsearten gezählt«, weiß Klaus-Dieter Tesch. Mit der ökologischen Verbesserung steigt die Lebensqualität: Immer mehr Menschen entdecken den hohen Freizeitwert der neu geschaffenen Oasen vor ihrer Haustür. Überdies ist ein Streifzug entlang der Emscher auch aus historischer Sicht interessant. »Archäologische Funde aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus weisen darauf hin, dass die Flussregion schon früher ein attraktiver Siedlungsraum gewesen ist«, verrät uns der Vereinsvorsitzende.

Die ›neue‹ Emscher per Rad entdecken
Am 11. Juli, am 8. August und am 12. September können wir noch viele weitere spannende Details über das blaue Band des Ruhrgebiets erfahren. Die Fahrradtour beginnt am Bahnhof Rauxel und führt über die Rütgers-Siedlung und Schloss Bladenhorst bis zum Düker in Henrichenburg. Dann geht es weiter nach Ickern, wo der Fluss eng an die Wohnbebauung anschließt, vorbei am Brunosee und durch Deininghausen bis zurück zum Startpunkt. Insgesamt werden rund 20 Kilometer zurückgelegt. Die Dauer des Trips beträgt drei bis vier Stunden – inklusive Pausen und Erläuterungen an den grünen Ufern der schönen, neuen Emscher.